Glurns

Glurns, eine Kleinstadt im Vinschgau

Betrachtet man die Zahlen zur Größe von Glurns, kann man nicht sofort auf die Idee kommen, dass es sich um eine der acht Städte Südtirols handelt. Glurns hat nämlich nur etwa 880 Einwohner und die besiedelte Fläche beträgt etwa 4,2 Quadratkilometer. Die gesamte Stadtfläche Glurns beträgt 13 Quadratkilometer und machen die Stadt nicht nur zur kleinsten Stadt Südtirols sondern zugleich zur zweitkleinsten Stadt des gesamten Alpenraumes.

Auf Italienisch wird die Stadt Glurns „Gloreza“ genannt und liegt in der Südtiroler Bezirksgemeinschaft Vinschgau. Etwas mehr als 96 Prozent der Bevölkerung haben Deutsch zur Muttersprache. Der Anteil der italienisch sprechenden Bevölkerung beträgt „nur“ etwa 3,3 Prozent. Ladinisch sprechen in der Kleinstadt nur 0,12 Prozent.

Glurns und der Tourismus

Die Stadt blickt auf eine lange Historie zurück, was sie wiederum zu einem beliebten Ausflugsziel für Touristen werden lässt. Allerdings lebt die Stadt selbst weniger von den Gästen, die hier übernachten. Vielmehr kommen die Gäste in die Stadt, um die Sehenswürdigkeit zu besichtigen. Gemessen am Anteil der Gästezimmer der Orte in der Umgebung bzw. den Nachbargemeinden, hat Glurns diesbezüglich nur relativ wenige vorzuweisen. Daher kann festgestellt werden, dass der Tourismus von Glurns überwiegend aus Tagestouristen besteht.

Ein Besuch der kleinsten Stadt Südtirols lohnt sich allemal. Denn Glurns hat noch eine vollständig erhaltene Stadtmauer, die zugleich die Grenze zwischen der Inner- und der Außenstadt darstellt. Die Türme der Stadtmauer machen das Stadtbild von Glurns unverwechselbar; durch eines der insgesamt drei Stadttore kann man die Innenstadt erreichen. Die engen Gassen der Innenstadt mit den zwei historischen, sich kreuzenden mittelalterlichen Laubengängen machen einen Besuch von Glurns auf jeden Fall lohnenswert. Hier können die Gäste an den kleinen Geschäften, die zum Einkaufen einladen, entlang flanieren und das Flair der Stadt genießen.

Die Stadt hat in den vergangenen Jahren viel unternommen, dass sie wieder attraktiv für den Tourismus wird, denn ein Blick in die Geschichte verrät, dass Glurns viele größere Schicksalsschläge und schwierige Zeiten zu überstehen hatte.

Die Geschichte von Glurns

Die Anfänge der Stadt Glurns reichen bis zum Anfang des zweiten Jahrtausends nach Christus zurück. Damals fand die erste Ansiedlung zwischen dem Malser Tor und der Etschbrücke, dem heutigen westlichen Teil Glurns statt. Die erste Urkunde, in der Glurns erwähnt wurde, stammt aus dem Jahr 1163.

Damals hatte Glurns einen enormen Standortvorteil. Denn hier verlief bereits in der Römerzeit sowohl die Via Claudia Augusta als auch ein Handelsweg in die Schweiz. Die Lage direkt an einem Verkehrsknotenpunkt verhalf der Stadt schnell zu Reichtum und Bekanntheit und wurde schließlich im Jahr 1304 zur Stadt erhoben.

Die Stadterhebung brachte ab dem Jahr 1304 noch eine weitere Begünstigung mit sich. Die damaligen Landesfürsten hatten die Ansiedlung der Stadt in der Art und Weise gefördert, indem sie für einen Zeitraum von zehn Jahren eine Steuerbefreiung aussprachen. Glurns hatte dadurch den Vorteil, dass Weggebühren und Niederlagsgebühren verlangt wurden. Dies bedeutete, dass die durchreisenden Kaufleute dazu verpflichtet wurden, ihre Waren – gehandelt wurde zu jener Zeit vorrangig mit Salz, oberitalienischen Früchten, Gewürzen, Wein und Eisen- und Metallwaren – umzupacken und anzubieten.

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  • Glurns Stadtmauer
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Im Jahr 1233 wurde Glurns für den oberen Vinschgau der Sitz eines landesfürstlichen Gerichts.

Schlechte Zeiten begannen für Glurns im Jahr 1499. Denn genau am 22.05.1499 unterlag die Stadt in der Schlacht an der Calven, als ein kaiserliches Heer zuschlug. In unmittelbaren Anschluss daran wurde die Stadt durch die siegreichen Truppen geplündert und in Brand gesetzt. Als die Stadt wieder aufgebaut wurde, wurde die heute noch bestehende Stadtmauer errichtet, deren Pläne vom Festungsbaumeister und Hofmaler Jörg Kolderer stammen.

Ende des 16. Jahrhunderts wurden die Handelsrouten geändert und brachten den wirtschaftlichen Niedergang Glurns mit sich. Auch mit der Stadtbefestigung konnte aus militärischer Sicht zu jener Zeit nicht mehr viel angefangen werden, da dies mittlerweile vom Stand des Kriegswesens überholt und damit wertlos war.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde Glurns durch herumstreifende Söldner aufgesucht, von denen man vermutet, dass sie den Ungarischen Flecktyphus in die Stadt eingeschleppt haben.

Auch das Feuer war für Glurns ein großer Feind im wahrsten Sinne des Wortes. Denn in den Jahren 1664 und 1732 brannte Glurns, nachdem es immer wieder aufgebaut wurde, vollständig nieder. Das Hochwasser, welches von der Etsch kam, forderte von der Stadt über Jahre hinweg immer wieder Opfer. Im März 1799 drangen nach
Glurns, als die Stadt nicht bewacht war, Französische Truppen ein und plünderten die Stadt.

Glurns im 20. Jahrhundert

Die enormen Schicksalsschläge, die Glurns hinnehmen musste, brachten es mit sich, dass sich in der Stadt das Leben wieder im bäuerlichen Stil entwickelte. Denn vom Verkehrsknotenpunkt war die Stadt weiterhin abgeschnitten. Selbst die Vinschgerbahn, die im Jahr 1906 eröffnet wurde, fuhr die Stadt nicht direkt an. Die Bahn endete im Nachbarort Mals, so dass auch weiterhin die Stadt aus wirtschaftlicher Sicht von der Umwelt abgeschnitten wurde. Daran sollte sich auch nichts ändern, als Glurns nach dem Ersten Weltkrieg zusammen mit Südtirol an Italien fiel. Das Gericht wurde aufgrund der verlorenen Bedeutung von Glurns schließlich auch im Jahr 1931 nach Schlanders – Schlanders gilt heute als inoffizieller Hauptort des Vinschgau – verlegt.

Das hervorragende Stadtbild von Glurns und die vollständig erhaltene Stadtmauer aktivierten letztendlich in den 1970er Jahren einige Hochschulen und Universitäten, die ehemalige Handelsstadt zu sanieren. Es wurde gesehen, dass das malerische Stadtbild hervorragend für den Fremdenverkehr genutzt werden kann. Heute liegt Glurns wieder an bedeutenden Verkehrsadern. So liegt die Stadt am Reschenpass, der nach Nordtirol führt, am Stilfserjoch und am Ofenpass, der ins Schweizer Engadin führt.

Im Mai 2005 wurde die Vinschgerbahn wiedereröffnet. Der nächstgelegene Bahnhof befindet sich in Mals etwa einen Kilometer von Glurns entfernt und schließt damit die Stadt wieder an das Eisenbahnnetz an.

Glurns und die Kirche

Erstmals erhielt die Stadt Glurns im Jahr 1227 eine eigene Pfarre.

Heute ist für Besucher Glurns die katholische Kirche Sankt Pankratius sehenswert, die nur wenige Meter von der Stadtmauer entfernt südlich der Etsch steht. Die Kirche hat einen barocken Zwiebelturm und wurde im spätgotischen Stil errichtet. Erbaut wurde die Kirche bereits um das Jahr 1481. An dieser Stelle stand vormals eine ältere Kirche, welche bereits im 13. Jahrhundert errichtet wurde. Der Innenraum der St. Pankratius-Kirche wurde im Jahr 1965 restauriert.

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