Schlanders, der Hauptort des Vinschgaus
Liest man die Liste der Orte, die sich in der Südtiroler Bezirksgemeinschaft Vinschgau befinden, kann man leicht annehmen, dass hier Glurns der Hauptort ist. Dies deshalb, weil Glurns die einzige Stadt des gesamten Vinschgaus ist. Doch dem ist nicht so! Die Gemeinde Schlanders spielt aufgrund ihrer zentralen Lage im Vinschgau, aber auch aufgrund ihrer Größe die bedeutende Rolle in dieser Bezirksgemeinschaft und ist damit auch deren Hauptort.
Schlanders – auf Italienisch: Silandro – hat knapp 6.000 Einwohner, von denen etwa 3.500 direkt im Hauptort wohnen. Die restlichen Einwohner verteilen sich auf die zu Schlanders gehörenden Fraktionen. Zu Schlanders gehören die Fraktionen Göflan, Nödersberg, Kortsch, Vetzan und Sonneberg. Das Gemeindegebiet erstreckt sich über eine Höhe von 660 Metern bis 3.366 Metern über dem Meeresspiegel; das Zentrum liegt auf einer Höhe etwa 720 Metern über dem Meeresspiegel.
Die Geschichte von Schlanders
Die Geschichte von Schlanders reicht mehrere Jahrtausende zurück. So weisen Funde darauf hin, dass das heutige Gebiet von Schlanders bereits um die Zeit von 3500 vor Christus von Jägern und nomadisierenden Hirten bewohnt wurde. In den folgenden Jahrhunderten und Jahrtausenden gab es im Vinschgau und im Bereich um Schlanders die verschiedensten Besiedlungen. Urkundlich erscheint der Ortsname von Schlanders – damals noch unter „Slanderes“ – im Jahr 1077. Die Urkunde war eine Schenkungsurkunde, mit der der Kaiser Heinrich IV. dem Bischof Altwin aus Brixen Besitzungen in Schlanders geschenkt hatte.
Das Gericht von Schlanders wird im Jahr 1355 erstmals urkundlich erwähnt.
Ein wichtiges Jahr für die Gemeinde Schlanders ist das Jahr 1643. In diesem Jahr wird das Kapuzinerkloster erbaut, was einen Zuzug der Kapuziner für den Ort bedeutete.
Im Jahr 1906 dann wurde die Vinschgaubahn gebaut, was Schlanders einen verbesserten Anschluss an die Außenwelt brachte. In diesem Jahr hatte vor allem der Obstanbau an Bedeutung gewonnen. Was das Jahr 1906 für Schlanders aber auch zu einem besonderen Jahr machte, war das Erhalten des Marktrechts.
Heute spielt Schlanders eine große Rolle im Fremdenverkehr des Vinschgaus und von ganz Südtirol. Die herrliche Lage Schlanders direkt am Vinschgauer Sonnenberg, welcher sich von Mals bis Meran erstreckt, macht den Ort zu einem populären Urlaubsort.
Sehenswürdigkeiten von Schlanders
Wer seinen Urlaub in Schlanders verbringt, muss nicht unbedingt die Sehenswürdigkeiten in der Umgebung suchen. Zwar hat auch das umliegende Land von Schlanders mit der herrlichen Berglandschaft den Besuchern einiges zu bieten; doch Schlanders selbst verfügt über zahlreiche Sehenswürdigkeiten, die es sich lohnt, anzusehen. Vor allem an alten, historischen Gebäuden ist Schlanders reich gesegnet, welche die Geschichte des Ortes vom 13. Jahrhundert bis zum heutigen Tage hervorragend bezeugen.
Schloss Schlandersburg
Das Schloss Schlandersburg wurde von der Familie Hendl, einer adeligen Familie, um das Jahr 1600 erbaut. Die Schlandersburg trägt „die Handschrift“ der Familie Hendl, welche es zu einem Renaissancebau ausgebaut hat. Heute gehört das Schloss Schlandersburg dem Land Südtirol, welches es seit dem Jahr 1988 als sein Eigen nennen darf.
Die Schlandersburg hat einen zweigeschossigen Arkadenhof mit umliegenden Gemächern vorzuweisen. Aktuell wird die Schlandersburg für vielfältige Zwecke genutzt. So ist in dem Schloss ein Arbeitsamt, das Bezirksarbeitsamt, eine Berufsberatung, das Forstinspektorat, eine Bibliothek und die Vinschgauer Kindergartendirektion beherbergt.
Schloss Schlandersberg
Neben dem Schloss Schlandersburg ist das (fast gleichnamige) Schloss Schlandersberg eine weitere Sehenswürdigkeit von Schlanders. Das Schloss Schlandersberg wurde auf einem kahlen Felsen im 13. Jahrhundert auf einer Höhe von 1.100 Metern über dem Meeresspiegel errichtet. Erbauer des Schlosses waren die Herren von Montalban.
Das Schloss Schlandersberg war im 15. Jahrhundert der Stammsitz der Herren von Schlandersberg. Diese zählten zu den bedeutendsten Geschlechtern Tirols.
Das Schloss Schlandersberg hat heute allerdings nicht mehr sein Aussehen der Erbauungszeit. Ein Umbau, welcher im 16. Jahrhundert stattgefunden hat, gab dem Schloss seine noch heutige Erscheinungsform. Zu jener Zeit wurden um einen Turm zahlreiche adelige Zubauten gruppiert. Heute dient das Schloss Schlandersberg als Wohngebäude für gehobene Ansprüche. Es beherbergt Nobelwohnungen, die ein luxuriöses Wohnen ermöglichen.
Kapuzinerkirche und Kapuzinerkloster
Weitere historische Gebäude von Schlanders sind die Kapuzinerkirche und das Kapuzinerkloster, welche von den Kapuzinern, die im Jahr 1644 nach Schlanders kamen, errichtet wurden.
Die Kapuzinerkirche wurde dem Heiligen Johannes dem Täufer geweiht und besteht aus einem einfachen Saalbau.
Die bayerische Staatsregierung hatte am 15.08.1808 das Kapuzinerkloster von Schlanders evakuiert. Nach der Schlacht von Bergisel kehrten die Kapuziner allerdings wieder in ihr Kloster zurück. Das Kapuzinerkloster wurde in den 1990er Jahren saniert.
Pfarrkirche Maria Himmelfahrt
Die Pfarrkirche Maria Himmelfahrt ist die wohl bedeutendste Kirche von Schlanders. Die Pfarrkirche wurde nach einer Brandschatzung im Jahr 1499 wieder aufgebaut und wenige Jahre später, im Jahr 1505, eingeweiht.
Der Kirchturm der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt ist das Wahrzeichen von Schlanders. Der Kirchturm hat eine Höhe von 97 Metern und zählt damit zu den höchsten Kirchtürmen von ganz Tirol. Wer den Kirchturm genauer betrachtet, wird schnell feststellen, dass dieser nicht absolut gerade steht. Die Kirchturmspitze neigt sich leicht nach Westen.
Michaelskapelle
Die Michaelskapelle befindet sich in unmittelbarer Nähe zur Pfarrkirche Maria Himmelfahrt und wurde erstmals im Jahr 1304 erwähnt. Neben der Michaelskapelle liegt der Friedhof und daher wird die Kapelle als Leichenhalle genutzt.
Sachsalberhaus von Schlanders
Das Sachsalberhaus in Schlanders ist heute das Gerichtsgebäude. Seit seiner Erbauungszeit wohnte im Sachsalberhaus allerdings lange Zeit die Geistlichkeit des Deutschen Ordens. Wer sich das Sachsalberhaus ansieht, sollte dem Marmorstein über der Hauseingangstüre besondere Beachtung schenken. Auf diesem Marmorstein wird die Geschichte des Sachsalberhauses erzählt.
Das Rathaus – Plawennhaus
Im Plawennhaus ist heute das Rathaus von Schlanders untergebracht. Das Plawennhaus wird auch Freienturm genannt und wurde in der Vergangenheit als Wohnturm genutzt. Den Namen „Plawennhaus“ bekam das Gebäude von den Freisassen von Plawenn, denen das heutige Rathaus im 19. Jahrhundert gehörte.
Sehenswert am Plawennhaus ist das große hölzerne Eingangstor, welches ein Diamantenquadermuster aufzeigt. In der Mitte des Plawennhauses befindet sich eine Kapelle mit einem kleinen Turm.
Fremdenverkehr und Dienstleistungen in Schlanders
Neben dem Fremdenverkehr hat Schlanders noch zahlreiche andere Dienstleistungseinrichtungen vorzuweisen und kann aus diesem Grund als das Zentrum der Vinschgauer Dienstleistungseinrichtungen bezeichnet werden. Für die Versorgung im Sanitätsbereich und Gesundheitsbereich sorgen neben dem Krankenhaus auch das Weiße Kreuz, das in Schlanders seinen Sitz hat und drei Basisärzte.
In Schlanders ist zudem der Sitz des Sozial- und Gesundheitssprengels. Kindergärten und Schulen (Grund-, Mittel-, Handelsober-, Berufs- und Gewerbeoberschule sowie ein Realgymnasium) runden das Angebot Schlanders im Dienstleistungssektor ab.
Wer seinen Urlaub in Schlanders verbringen möchte, dem bietet sich hier ebenfalls eine breite Palette an Unterkunftsmöglichkeiten. So hat ein Urlaub in Schlanders die Vorzüge einer Kleinstadt zu bieten. Die nähere Umgebung inmitten von Gletschern und Reben und der naheliegenden Südtiroler Berglandschaft macht einen Urlaub in Schlanders vielfältig und interessant.
In der Umgebung befinden sich einige Waalwege, die die Besucher zum Spazierengehen einladen. Die Waalwege haben ihren Namen von den Wasserrinnen erhalten. Jene Wasserrinnen nennt man Waale; diese dienen schon seit Jahrhunderten der Bewässerung. Ihren besonderen Reiz, entlang der Waalwege zu wandern, bekommen die Wege durch das beruhigende Plätschern des Wassers. Wer gerne mit dem Fahrrad oder Mountainbike unterwegs ist, dem stehen vor den Toren Schlanders Radwanderwege mit einer Gesamtlänge von etwa 150 Kilometern zur Verfügung. Die Gletscher vom Schnalstal und Stilfser Joch bieten auch im Sommer Schnee, also eine interessante Abwechslung für alle Sommergäste.
Die in Schlanders ansässigen Hotels und Unterkünfte bieten für jeden Anspruch das passende Urlaubsquartier.