Schloss Kastelbell

Schloss Kastelbell im Südtiroler Vinschgau

Eines der bekanntesten und sehenswertesten Schlösser im Südtiroler Vinschgau ist das Schloss Kastelbell. Das Schloss Kastelbell befindet sich in der gleichnamigen Gemeinde Kastelbell-Tschars und wurde auf einem massigen Felsblock errichtet. Direkt am Fuße des Schlosses erstreckt sich die Schlucht der Latschander und so bietet sich vom Schloss Kastelbell aus ein eindrucksvoller Ausblick auf die umliegende Landschaft, insbesondere auch auf die Etsch.

Geschichte von Schloss Kastelbell

Anlass für den Bau von Schloss Kastelbell gaben die Herren von Montalban. Das genaue Errichtungsjahr bzw. der genaue Errichtungszeitraum des Schlosses kann heute allerdings nicht genau genannt werden. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte im Jahr 1238.

In der Zeit ab 1531 ging das Schloss Kastelbell als Pfandlehen den Besitz der Grafen Hendl über, nachdem es mehrere Besitzerwechsel erfahren hat. Die Grafen von Hendl ließen das Schloss Mitte des 16. Jahrhunderts erweitern. Durch diese Erweiterung erlangte das Schloss seine heutige Erscheinungsform. Ursprünglich nahm die ältere Burg ab der Zeit der Errichtung nur die Mitte bzw. den zentralen Punkt des Felsen, auf dem es errichtet wurde, ein. Nach dem Erweiterungsbau hatte das Schloss seine heutigen Ausmaße erreicht. Seitdem hat das Gemäuer eine Länge von 70 Metern und (nur) eine Breite von 30 Metern.

Im 19. Jahrhundert wurde Schloss Kastelbell von zwei Bränden heimgesucht. Die Brände in den Jahren 113 und 1824 waren dafür verantwortlich, dass es zur Ruine verfallen ist. Nur ein kleiner Teil des Schlosses wurde von den Grafen Hendl zu Wohnzwecken wieder aufgebaut, während der Rest des Schlosses zur Ruine verfiel und dem Zahn der Zeit zum Opfer fiel.

Der italienische Staat hatte Schloss Kastelbell schließlich durch einen gerichtlichen Vergleich im Jahr 1956 erworben und in den Jahren von 1987 bis 1995 grundlegend unter der fachkundigen Leitung des Denkmalamtes von Verona saniert. Der Rechtsstreit, der dem gerichtlichen Vergleich vorausging, dauerte über mehrere Jahrzehnte. Dabei stritten sich der Staat Italien und der Graf Siegmund von Hendl um den Besitz des Schlosses. Durch den Vergleich konnte der italienische Staat schließlich das Schloss Kastelbell für die niedrige Summe von 31.068 Lire (entspricht 16,04 Euro) erwerben.

Nachdem der italienische Staat offizieller Eigentümer des Schlosses wurde, mussten in den 1960er Jahren dringende Restaurierungsarbeiten durchgeführt werden. Damals war das Schloss bereits so weit verfallen, dass es beinahe auf die darunter liegende Straße abgestürzt wäre.

Seit dem Jahr 1999 befindet sich das Schloss Kastelbell unter der Führung des „Kuratorium Schloss Kastelbell“ und ist auch für die Öffentlichkeit frei zugänglich.

Sehenswertes und die Räume von Schloss Kastelbell

Schon alleine wegen der hervorragenden Aussicht vom Schloss Kastelbell ist dieses einen Besuch wert. Der Übergang von der Burg zum Schloss ist direkt am Schloss Kastelbell deutlich zu sehen.

Der Palas

Der Palas von Schloss Kastelbell diente als Hauptwohnbau und war in seinem ursprünglichen Bau nur zwei Stockwerke hoch. Später wurde der Palas auf drei Stockwerke aufgestockt. Noch heute kann man gut erkennen, dass der Palas in den Innenräumen dekorative Malereien hatte. Ebenso verfügte der Palas über einen marmornen Renaissancekamin, von dem heute leider nur noch Reste zu sehen sind.

Burgküche

Die Burgküche aus der damaligen Zeit ist noch relativ gut erhalten. An diesem Raum kann man das altertümliche Aussehen noch heute gut nachvollziehen. Die Wände steigen senkrecht nach oben und verengen sich dort trichterförmig zu einem Rauchfang. Das Pflaster des Küchenbodens besteht aus großen Steinplatten. Dass die Küche damals gut genutzt wurde, ist an den tiefschwarzen Wänden zu erkennen.

Burghof

Ein Schmuckstück des Schlosses ist der Burghof, welcher ziemlich schmal, aber zirka 25 Meter lang ist. Ein Bogen, der den Burghof überspannt, verbindet den Südtrakt des Schlosses mit dem Trakt der Kapelle.

Burgtor

Den fachgemäßen Restaurierungsarbeiten aus den Jahren 1962 bis 1964 ist es zu verdanken, dass das Burgtor wieder zusammengestellt werden konnte. Das Burgtor hat einen romanischen Ursprung.

Erkerzimmer

Das Erkerzimmer hat seinen Namen dem Erker zu verdanken, welcher an der Südseite des Schlosses vorspringt. Dieses Zimmer war von den Renovierungsarbeiten in den 1960er Jahren bereits stark verfallen. So fehlten beispielsweise der Fußboden und die Decke. Die damals vorhandene Täfelung konnte nur noch anhand der verkohlten Holzspuren nachvollzogen werden. Im Rahmen der Restaurierungsarbeiten kamen Lösungen zum Einsatz, die die damalige Holzvertäfelung nachahmten. Ebenfalls wurde die gotische Balkendecke wieder gefertigt.

Die Burgkapelle

Die Burgkapelle ist in etwa zu der Zeit erbaut worden, zu der auch das Schloss Kastelbell errichtet wurde und weist eine eher einfache architektonische Form auf. Sehenswert an der Burgkapelle sind die Reste der romanischen Fresken.

Sowohl an den Seitenwänden und in der Apsis der Burgkapelle erfolge im Jahr 2001 eine pflegliche Restaurierung.

Im Apsisbereich ist in der Wölbung der segnende Christus dargestellt. Dabei wird er symbolartig von den vier Evangelisten umgeben. Der Gnadenstuhl mit Gott Vater und Jesus Christus am Kreuz wird an der Rückwand dargestellt. Außergewöhnlich an dieser Darstellung ist, dass diese mit Maria mit dem Kind ergänzt wurde.

Wer die Apostel in malerischer Form sehen möchte, der kann dies an den Seitenwänden tun. Hier rufen sie sich Sätze aus dem Credo, also kurze Formen aus dem Glaubensbekenntnis, zu.

Bildnachweis: H.Arndt, 86316 Friedberg, Weidenau 9, Tel.0821-64545