Tschengls, eine Fraktion der Gemeinde Laas im Vinschgau

Tschengls ist eine Fraktion der Gemeinde Laas im Südtiroler Vinschgau. Von den insgesamt knapp 3.900 Einwohnern der Gemeinde Laas wohnen knapp 500 in Tschengls.

Der Ort liegt auf einer Höhe von 950 Metern über dem Meeresspiegel am Fuße der Tschenglser Hochwand und befindet sich damit auf dem Gebiet des Nationalparks Stilfserjoch. Obwohl es sich bei Tschengls um einen relativ kleinen Ort handelt, hat dieser etwas ganz besonderes zu bieten. Hier gibt es den größten Höhenunterschied innerhalb der gesamten Ostalpen, welcher sich auf der kürzesten waagrechten Distanz befindet. Auf einer Distanz von nur sechs Kilometern erstreckt sich das Gelände von der Talsohle bis hinauf auf die Tschenglser Hochwand auf eine Höhe von 3.378 Metern über dem Meeresspiegel. Dies entspricht einer Differenz von 2.500 Höhenmetern und ist damit der absolute Topwert in den Ostalpen.

Das Ortsbild von Tschengls wird maßgeblich durch die umliegende Landschaft geprägt. Direkt von Tschengls aus erstreckt sich eine grüne Au – die Tschenglser Au – welche im Jahr 1983 als Biotop unter Naturschutz gestellt wurde. Im Ort selbst ist der steil aufragende Kirchturm ein markantes Zeichen von Tschengls. Aber auch die eng aneinandergebauten Häuser und die Marillenbäume des Alten Feldes prägen das Ortsbild maßgeblich. Direkt bei Tschengls befindet sich die Schlucht des Tschenglser Baches.

Geschichte von Tschengls

Man kann aufgrund der im Gemeindegebiet von Laas gemachten Funde davon ausgehen, dass sich in dem Gebiet – und damit auch in Tschengls – bereits in vorgeschichtlicher Zeit Menschen befanden. Der Name des Ortes taucht allerdings in einer etwas anderen Form zu Beginn des 12. Jahrhunderts auf. So wurde schon im das Jahr 1100 der Name „Zengels“, „Schengls“ oder „Sengilis“ verwendet. Diese und damit auch der heutige Ortsname stammen wahrscheinlich von „masi cengiles“, dem spätlateinischen Ausdruck für „Zinshöfe“ ab. Durch die Zinshöfe mussten die in Tschengls ansässigen Bauern über mehrere Jahrhunderte hinweg einen großen Teil ihrer Erträge bzw. Ernte an die Eigentümer der Höfe und Felder abgeben. Eine andere Variante, wie der Ortsname entstanden ist, besagt, dass Tschengls vom lateinischen Wort „Scandula“ abstammt. Scandula heißt übersetzt „Schindel“. Eventuell wurde der Ort so bezeichnet, da hier Schindeln hergestellt wurden.

Das Leben der Menschen, die in Tschengls wohnten, war stets hart und auch die Entwicklung des Ortes selbst wurde immer wieder von Katastrophen und Schicksalsschlägen begleitet. So mussten sich die Leute hier gegen die Naturgewalten stemmen, die ihnen das Leben hier schwer machten. Eine große Gefahr für die Einwohner stellte im 18. und 19. Jahrhundert vor allem der Tschenglser Bach dar, der in regelmäßigen Zeitabständen immer wieder für Vermurungen sorgte. Erst als im Jahr 1973 die Stausperre in Vernil gebaut wurde, konnte die vom Tschenglser Bach ausgehende Gefahr gebannt werden.

Am 25.07.1885 und am 18.04.1924 wurde Tschengls vom Feuer aufgesucht. Die Dorfbrände richteten in diesen Jahren jeweils einen großen Schaden an.

Sehenswürdigkeiten

Tschengls selbst lohnt es sich bereits zu besichtigen. Vor allem die umliegende Natur, mag diese im Laufe der Jahrhunderte für die Einheimischen auch immer eine Gefahr dargestellt haben, ist sehr sehenswert. Aber auch die zwei Kirchen sollten bei einem Aufenthalt in Tschengls besichtigt werden.

Pfarrkirche Maria Geburt

Die „Hauptkirche“ in Tschengls ist die Pfarrkirche Maria Geburt. Wie die Jahreszahl „1499“ über dem Hauptportal verrät, wurde die Kirche Ende des 15. Jahrhunderts erbaut. Die Weihung erfolgte im Jahr 1510 durch Stephanus. Stephanus war der Generalvikar des Bischofs Heinrich von Chur. Ein Besuch der Kirche ist auf jeden Fall zu empfehlen, da die Seitenkapelle zu den schönsten sakralen Barockbauten des gesamten Südtiroler Vinschgaus zählt. Die Seitenkapelle wurde durch die Nobelfamilie Perlinger und die Grafen Lichtenstein finanziert, nachdem ab dem Jahr 1600 die Marienstatue verehrt wurde.

Die Dorfbrände in Tschengls in den Jahren 1885 und 1924 richteten auch an der Pfarrkirche Maria Geburt einen großen Schaden an, jedoch wurde die Kirche immer mit der Unterstützung der Bewohner aufgebaut. In den Jahren zwischen 1977 und 1984 erfuhr der gesamte Kirchenkomplex ein umfangreiches Restaurierungsprogramm.

Kirche Sankt Ottilia

Die Kirche St. Ottilia ist die zweite Kirche, die sich in Tschengls befindet. Die St. Ottilia-Kirche wurde im Jahr 1681 erbaut. Bei dem Kirchenbau handelt es sich um einen einfachen Bau mit einem achteckigen Chor und einem Tonnengewölbe.

Die Kirche ließ Caspar Perlinger errichten. Dieser ist – neben Maria mit dem Kind Jesu – auch auf dem großen Votivbild zu sehen. Auf dem Bild ist dargestellt, wie er der Heiligen Ottilia die Kirche darbringt. Die Heilige Ottilie gilt als Patronin gegen Augenleiden.

Tschenglsburg

Bei der Tschenglsburg handelt es sich um eine Burg, welche schrittweise und damit über verschiedene Bauzeiten hinweg errichtet wurde. Im Kellergeschoss der Tschenglsburg, die teilweise auch „Fuchsburg“ bezeichnet wird, befindet sich heute ein Restaurant- und Barbetrieb. In der Burg ist darüber hinaus noch eine Dauerausstellung beherbergt, die das Holzfigurenkabinett von Roland Veith zeigt.

Das große Rundbogentor ist mit Quadern aus – wie sollte es anders sein in der Gemeinde, in der der Laaser Marmor abgebaut wird – weißem Marmor eingefasst und stammt aus der Zeit um das Jahr 1000. In dem Rundbogentor ist das Wappen der Herren von Tschengls eingemeißelt. Am Turm ist der Wohntrakt angebaut. Am Eingang des Wohntraktes ist das Wappen der Grafen Fuchs – daher wird die Tschenglsburg auch „Fuchsburg“ genannt – zu finden.

Tschenglsberg

Mit der Tschenglsberg befindet sich eine weitere Burg in Tschengls, die hoch oben am Berg liegt. Dabei handelt es sich allerdings schon um eine Burgruine. Die Tschenglsberg wird teilweise auch „Hinterburg“ bezeichnet.

Die Tschenglsberg wurde nie zu Wohnzwecken, sondern für die Kriegsverteidigung errichtet und war der Stammsitz der Ritter von Tschengls. Die Ritter von Tschengls wurden erstmals im Jahr 1192 erwähnt und sind bereits im Jahr 1421 ausgestorben. Danach gehörte die Tschenglsberg den Lebenbergs, Fuchs und Lichtensteins. Diese fanden allerdings den Ort, an dem die Burg erbaut wurde, zu einsam und abgeschieden, weshalb diese dann später die Tschenglsburg errichtet hatte.

Wer heute die Tschenglsberg besucht, findet nur noch die hohe Ringmauer und den runden Bergfried mit einem Hocheinstieg vor. Doch dies wirkt dennoch pompös, da alleine die Ringmauer eine Höhe von zehn Metern hat und der Rundturm fast doppelt so hoch ist.

Heute gehört die Ruine Prinz Rachewitz, dem auch die Brunnenburg in Meran gehört. Wer zur Ruine laufen möchte, benötigt hierfür vom Ortszentrum von Tschengls aus etwa eineinhalb Stunden.

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