Laas im Südtiroler Vinschgau

Laas ist eine Gemeinde in Südtirol, die sich innerhalb der Bezirksgemeinschaft Vinschgau – des westlichsten Bezirks Südtirols – befindet. Zu Laas gehören die Fraktionen Tanas, Allitz, Tarnell, Eyrs, Tschengls und Parnetz. Bei diesen Fraktionen handelte es sich um vormals eigenständige Gemeinden, welche im Jahr 1929 zur Großgemeinde Laas zusammengeschlossen wurden.

In der Gemeinde Laas und den dazugehörigen Fraktionen wohnen knapp 3.900 Einwohner. Fast alle Einwohner haben Deutsch als Muttersprache. So gehören lediglich 2,3 Prozent der Einwohner der italienisch und nur 0,2 Prozent der Einwohner der ladinischen Sprachgruppe an. 97,5 Prozent sprechen Deutsch als Muttersprache.

Der Name der Gemeinde ist vor allem durch den Laaser Marmor, der hier abgebaut wird, weit über die Grenzen des Vinschgaus und Südtirols hinaus bekannt.

Das Gemeindegebiet von Laas erstreckt sich von einer Höhe von 832 Metern über dem Meeresspiegel bis auf eine Höhe von 3.545 Metern über dem Meeresspiegel. Das Ortszentrum befindet sich auf einer Höhe von 868 Metern Meereshöhe. Laas liegt direkt an der Etsch südlich des Sonnenbergs und nördlich des Nöderbergs. Direkt bei Laas beginnt das gleichnamige Laasertal.

Laas liegt etwa fünf Kilometer von Schlanders, dem Hauptort des Vinschgaus, entfernt. Direkt an Laas führt die Staatsstraße SS 38 vorbei. Das umliegende Landschaftsbild von Laas ist durch Vermurungen, Überschwemmungen und Trockenheit, die auf die hier vorherrschende Niederschlagsarmut zurückzuführen sind, geprägt.

Geschichte von Laas

Wie der überwiegende Teil der Ortschaften in Südtirol kann auch die Gemeinde Laas auf eine bereits sehr lange Geschichte zurückblicken. So wurde – wenn auch die erste Besiedlung noch zeitiger begann – der Ort erstmals im Jahr 1209 urkundlich genannt. Der Fund einer Lanzenspitze aus Bronze ist ein Indiz dafür, dass sich im heutigen Gemeindegebiet von Laas bereits in vorgeschichtlicher Zeit Menschen aufgehalten haben.

Im Jahr 1209 wurde in der ersten Urkunde, welche den Ortsnamen enthält, der Ort noch „Laz“ bezeichnet. Woher dieser Name stammt bzw. woher der heutige Name „Laas“ kommt, kann nicht sicher gesagt werden. Eine Möglichkeit der Namensbildung ist, dass der Ortsname von dem lateinischen Wort „lacus“ abgeleitet wurde. Lacus heißt See; damit könnte ein See gemeint sein, der sich an der Etsch gebildet hat. Eine andere Erklärung vom Sprachforscher Egon Kühebacher besagt, dass der Ortsname von einer vorromanischen Bezeichnung für Gestein, Schuttkegel oder Schottergeschiebe entstanden ist.

Eine Zollstation wurde in Laas im Jahr 1293 errichtet, die dann über mehrere Jahrhunderte bis zum Jahr 1820 in Betrieb war.

Wie in der Vergangenheit auch schon ist Laas noch heute an Arbeiter- und Bauerndorf. Der Ort an sich hat mit seinen Straßen, Gassen und Hinterhöfen eine eigene Faszination. Doch in Sachen Fremdenverkehr zählt Laas – anders als der überwiegende Teil der Südtiroler Orte – alles andere als zu den Top-Ferienorten.

Laas wurde vor allem durch den Laaser Marmor bekannt, der in diesem Ort bereits seit der Römerzeit abgebaut wird. Die systematische Gewinnung des Laaser Marmors begann allerdings erst Mitte des 19. Jahrhunderts. Beim Laaser Marmor handelt es sich meist um einen weißen Marmor, ein relativ grobkörniges kristallines Kalkgestein. Im Zusammenhang mit dem Laaser Marmor sagt man auch, dass es sich für den Ort um das „weißes Gold“ handelt, auch wenn der Marmor nicht nur in den Weißfarben, sondern in verschiedenen Farb- und Struktursortierungen abgebaut wird. Der Marmor wird für verschiedenen Zwecke verwendet. So wird das Gestein beispielsweise für Bauelemente aber auch für Skulpturen in aller Welt verwendet.

Sehenswürdigkeiten

Kandlwaal

Beim Kandlwaal handelt es sich um eine Sehenswürdigkeit von Laas. Der Kandlwaal ist eine Holzrinne, welche einmal Teil des aus Waalen bestehenden Bewässerungssystems war. Der Kandlwaal hatte einmal eine Länge von 600 Metern und überquerte die Etsch. Leider wurde der Kandlwaal im Jahr 1907 durch einen Brand weitestgehend zerstört. Teilstücke des Kandlwaals sind allerdings noch heute zu sehen, welche als Sehenswürdigkeit von Laas zählen.

Pfarrkirche zum Heiligen Johannes dem Täufer

In Laas befindet sich die Pfarrkirche, die dem Heiligen Johannes dem Täufer geweiht wurde. An der Stelle, an der sich die Pfarrkirche befindet, war bereits in der frühen Zeit des alpenländischen Christentums eine Kirche. Dass die Kirche Johannes dem Täufer geweiht wurde ist ein Indiz dafür, dass das Gotteshaus auf einen spätromanischen Ursprung zurückgeht.

Die Pfarrkirche wurde im Jahr 1974 restauriert. Im Rahmen der Restaurierungsarbeiten stieß man auf Reste einer Marmorkirche, die etwa Anfang des 13. Jahrhunderts errichtet wurde und damit auf die karolingische Zeit zurückreicht. Die Fundamente, welche sich im heutigen Chorraum und der Apsis befinden, wurden freigelegt. Anhand des Grundrisses konnte man erkennen, dass es sich um eine einschiffige Saalkirche gehandelt hat. Weitere Funde, beispielsweise eines Marmorkopfes, verraten, dass sich sogar noch weit vor dem 13. Jahrhundert an dieser Stelle eine Kirche befand. Die Anfänge der Kirche reichen sogar bis in das 5. oder 6. Jahrhundert zurück. Die Mauerzüge, welche aufgedeckt wurden, sollen nach Ansicht von Kunstsachverständigen aus dem 9. Jahrhundert stammen. Dass also am heutigen Standort der Pfarrkirche bereits mehr Gotteshäuser erbaut wurden ist darauf zurückzuführen, dass man im Laufe der Jahrhunderte die Kirche immer mehr vergrößern und verschönern wollte.

Sankt Marx (Markus)

In der Nähe des Etschufers befindet sich südlich der Pfarrkirche zum Heiligen Johannes dem Täufer die Kirche St. Marx. Dieses Gotteshaus ist dem Evangelisten Markus – kurz: Sankt Marx – geweiht. Die Kirche wurde bereits im Jahr 1323 erstmals urkundlich erwähnt und zählt damit zu den vier ältesten Kirchen von Laas. Obwohl die Kirche erst 1323 urkundlich erwähnt wurde gibt es Anhaltspunkte, dass diese schon im 12. Jahrhundert erbaut wurde. Teilweise geht man davon aus, dass es sich bei der Kirche Sankt Marx um die erste Pfarrkirche von Laas gehandelt hat.

Sankt Martin

Die Kirche St. Martin liegt auf einem kleinen Moränenhügel. An dieser Stelle war, wie man anhand der hier gemachen Funde annimmt, einmal eine Kult- und Siedlungsstätte. Erstmals wurde die Kirche, die ihren Namen von dem – um einen frierenden Bettler zu helfen – seinen Mantel teilenden Martin erhalten hat, wurde erstmals im Jahr 1323 erwähnt. Doch er Anfang der Kirche reicht viel weiter in die Vergangenheit zurück. So vermuten Fachleute, dass sich unter dem heutigen Kirchenbau noch ein viel älterer Bau befindet.

Heute finden in der Sankt Martin-Kirche keine regelmäßigen Gottesdienste mehr statt. Am Martinitag ziehen jedoch jedes Jahr die Menschen zu der Kirche, um das Messopfer zu feiern. Die Kirche wird allerdings im Frühjahr beim traditionellen Holzscheibenschlagen und beim Almabtrieb im Herbst Schauplatz. So lassen die Buben am Scheibenschlagsonntag vom Martinsbühel die glühenden Holzscheiben von hier aus ins Tal rollen. Die Goaßlschnöller kündigen im Herbst von der Kirche aus akustisch die Ankunft der Hirten im Tal an.

Sankt Sisinius

Eine weitere Kirche, die Laas zu bieten hat, ist die Sankt Sisinius-Kirche im westlichen Teil des Ortes. Die Kirche befindet sich auf einem felsigen Hügel und zählt zu den ältesten Kirchen des Tales.

„Die Größte unter den Kleinen“, so hatte einst in einem Visitationsprotokoll der Bischof Johannes von Chur 1638 über die St. Sisinius berichtet, welche als Wahrzeichen des Vinschgaus gilt. Wer der Kirche einen Besuch abstattet, wird die Ruhe und Gelassenheit spüren, die diese schlichte Kirche ausstrahlt. So ergänzt sich das Gotteshaus hervorragend mit der umliegenden kargen Landschaft.

Sankt Nikolaus

„Sonta Clas“ – so wird das kleine Sankt Nikolauskirchlein am östlichen Rand von Laas von den Einheimischen genannt. Die Kirche wurde Ende des 15., Anfang des 16. Jahrhunderts erbaut. Josef II. hatte das Kirchlein im Jahr 1786 im Zuge der Reformen seiner religiösen Funktion enthoben und profaniert. Jahrelang diente das Gebäude als Geräteschuppen. Das Landesdenkmalsamt restaurierte das Gebäude im Jahr 1984, allerdings erinnert im Inneren leider nichts mehr an eine Kirche. Heute wird das einstige Gotteshaus für Ausstellungen von Künstlerarbeiten genutzt.

Maria Lourdes

Die Kirche Maria Lourdes ist die jüngste Kirche der Pfarre Laas. Dennoch erfreut sich die Kirche äußerster Beliebtheit. So kommen zu der Kirche, die sich auf der sogenannten „Laaser Höhe“ befindet jährlich 40.000 bis 50.000 Besucher. Auch zahlreiche Paare lassen sich in der Maria Lourdes-Kirche trauen.

An der Stelle, an der sich heute die Kirche befindet, soll einst eine Brücke über den Bach geführt haben. Am 15.06.1885 ist ein aus Mals kommender Stellwagen aufgrund eines scheu gewordenen Pferdes die Böschung hinabgestürzt. Benedict Edler von Vintschgau aus Meran ist bei diesem Unfall tödlich verunglückt. Die Witwe des Verunglückten ließ an der Unglücksstelle eine Marienkapelle errichten, welche sich bald als Wallfahrtsort etabliert hatte und sehr schnell zu klein wurde. Der aus Laas stammende Pfarrer Ortner kam von einer Pilgerfahrt nach Lourdes in Südfrankreich nach Hause und entschied, der Lourdes – Mutter Gottes eine Kirche zu bauen. Die erforderliche Summe wurde hierfür sehr schnell gesammelt und ein neues Gotteshaus im neu-romanischen Stil errichtet.

Nach einer Renovierung in den Jahren 1975/1976 und der Erneuerung der Sakristei und des Presbyteriums im Jahr 1983 erhielt die Kirche auch eine neue Glocke. Im Jahr 1993 konnte die Maria Lourdes ihr 100jähriges Bestehen feiern.

Freizeit und Erholung in Laas

Wer sich einmal in Laas aufhält oder hier sein Urlaubsquartier aufschlägt, der kann vor allem in der umliegenden Landschaft Erholung finden. So können Wanderungen bis zur Laaser Spitze unternommen werden, in der Umgebung sind zahlreiche und interessante Radwege vorhanden und es besteht auch die Möglichkeit die Landschaft von oben von einem Drachenflieger aus zu erkunden.

Allen, die sich einmal im Vinschgau aufhalten oder dieses besuchen, wird ein Besuch des Marmordorfes Laas empfohlen.

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